„Wenn wir zusammen gehen, kommt mit uns ein bess’rer Tag.
Die Frauen die sich wehren, wehren aller Menschen Plag.
Zu Ende sei, daß kleine Leute schuften für die Großen.
Her mit dem ganzen Leben: Brot und Rosen!“
Auszug Streiklied 1912
Vor 100 Jahren, am 19. März 1911 fand der erste Internationale Frauentag statt, der eine lange Geschichte des Kampfes gegen die Rolle der Frau im Kapitalismus einleitete.
Dieser Kampf- und keineswegs Feiertag entstand aus einer gewaltigen sozialistischen Frauenbewegung, die auch durch den erfolgreichen Streik der Textilarbeiterinnen von Massachusetts beflügelt wurde. Diese hauptsächlich migrantischen Arbeiterinnen forderten in ihrem Streiklied „Bread and Roses“ gerechten Lohn (Brot), und gute, würdige Arbeits- und Lebensbedingungen (Rosen).
Die einst erhobenen Forderungen nach Wahlrecht, gleichem Lohn für gleiche Arbeit, voller rechtlicher und politischer Gleichheit, der Entkriminalisierung von Abtreibungen, freier Bildungs- und Berufswahl sowie nach Frieden sind in großen Teilen immer noch nicht erfüllt worden. Ìberall auf der Welt kämpfen Frauen weiterhin für die Anerkennung ihrer demokratischen Rechte, auch in zentralen ländern wie Deutschland, wo wir weit von ihrer Erfüllung entfernt sind. Gleichzeitig sind wir Frauen besonders der Gewalt durch sexuelle Belästigungen, häusliche Gewalt oder Menschenhandel zur Prostitution ausgesetzt, die sich in den halbkolonialen ländern durch die Ausbeutung der imperialistischen Mächte noch verschärft.
Vor allem jedoch sind wir Frauen wie auch Männer überall durch die kleinste ökonomische Einheit im bürgerlichen Staat, die Ehe und Familie, gebunden. Die Bourgeoisie erlegt uns neben der Ausbeutung unserer Arbeitskraft als Lohnabhängige auch noch alle Kosten und Zeitaufwand des angeblich „privaten“ Lebens wie das Kochen, Putzten, Waschen, Kinder aufziehen auf, anstatt es gemeinschaftlich und kostenlos zu organisieren.
Während viele (klein)bürgerliche Feministinnen ihren Kampf auf demokratische Rechte beschränken, zeigt gerade der Ursprung des Frauentages, dass wir den Kampf gegen die Unterdrückung der Frau als Kampf zur Befreiung der Arbeiterklasse führen müssen. Nicht das Geschlecht teilt uns, nicht die Religion oder die Kultur, was uns trennt ist die soziale Klasse: Wir haben keine gemeinsamen Interessen mit einer Frau Ben Alí, die sich mit milliardenschweren Goldbarren davon stahl oder einer Frau Schickedanz, die Tausende Lohnabhängige aus ihrer Karstadt-Quelle AG in die Arbeitslosigkeit warf oder einer Frau Merkel, die das Kindergeld für Hartz4 Empfängerinnen streicht. Doch wir haben dieselbe Aufgabe wie die Massen von Frauen (und Männern), die aktuell in Nordafrika und der arabischen Halbinsel mit ihren Streiks und Demonstrationen gegen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und die imperialistische Ausbeutung kämpfen. So rief die internationalistische Sozialistin Clara Zetkin zum ersten Frauentag: „Wir müssen Sorge tragen, daß der Frauentag nicht nur eine glänzende Demonstration für die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts, sondern darüber hinaus der Ausdruck einer Rebellion gegen den Kapitalismus, eine leidenschaftliche Kampfansage all den reaktionären Maßnahmen der besitzenden und ihrer willfähigen Dienerschaft, der Regierung ist.“
Heute gilt es den Kampf um demokratische Rechte und die freie Wahl und Anerkennung verschiedenster Formen der Sexualität mit einem politischen Kampf gegen das Kapital und seine Verwalter zu verbinden um für eine Neuordnung der Gesellschaft einzustehen, die alle Widersprüche überwindet, die Familie als ökonomische Einheit aufhebt und uns frei werden lässt. Die revolutionären Frauen unserer eigenen Geschichte und die Frauen in Nordafrika weisen uns den Weg, lasst uns in ihrem Sinne und an ihrer Seite für „Brot und Rosen“ kämpfen!
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