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Die leninistische Partei als Instrument des Kampfs
von : Fredy Lizarrague

17 Mar 2014 | Was für eine revolutionäre Organisation brauchen wir? Theoretische Reflexionen über den Aufbau der Partei Sozialistischer ArbeiterInnen (PTS) in Argentinien nach dem historischen Erfolg der Front der Linken und Arbeiter-Innen (FIT) bei den letzten Wahlen.

Was für eine revolutionäre Organisation brauchen wir? Theoretische Reflexionen über den Aufbau der Partei Sozialistischer ArbeiterInnen (PTS) in Argentinien nach dem historischen Erfolg der Front der Linken und Arbeiter-Innen (FIT) bei den letzten Wahlen.

Im Dezember veranstaltete die PTS (Partei Sozialistischer ArbeiterInnen, argentinische Sektion der FT-CI) ein nationales Treffen, dem zahlreiche regionale Plena vorangegangen waren. Die PTS organisiert einige Tausend AktivistInnen, sowohl „alte“ als auch hunderte Genossinnen und Genossen, die gerade eintreten.

Die Hauptachse der Diskussion war, über die Herausforderungen nachzudenken, die die historische Wahl der FIT [1] an die PTS stellt, um auf eine revolutionäre Weiterentwicklung des Prozesses des Bruchs von Sektoren der ArbeiterInnenklasse mit dem Kirchnerismus und dem Peronismus zu setzen. Zu den Aufgaben gehören der Kampf für die Rückeroberung der Gewerkschaften, in denen die PTS klassenkämpferische Gruppierungen aufbaut, die die aktiven ArbeiterInnen gegen die Gewerkschaftsbürokratie organisieren; die Entwicklung eines revolutionären Parlamentarismus; die Schaffung einer militanten Studierendenbewegung; und in der Hitze all dieser Prozesse der Aufbau einer großen revolutionären, sozialistischen und internationalistischen ArbeiterInnenpartei, weshalb die PTS den Strömungen der FIT eine Debatte darüber vorschlug. Der vorliegende Artikel konzentriert sich auf eine Charakterisierung der Art von Partei, die wir aufbauen müssen.

„Massen“-Partei oder Partei der ArbeiterInnenavantgarde mit Masseneinfluss?

In der Geschichte der Parteien, die bedeutenden Einfluss als VertreterInnen der ArbeiterInnenklasse erlangten, herrschen zwei Tendenzen vor: „Massen“-Parteien und Parteien, die die ArbeiterInnenavantgarde (die ein revolutionäres Programm annimmt) gruppieren und sich vornehmen, Masseneinfluss zu erlangen. Der Unterschied ist enorm.

Der emblematische Fall des ersten Typs sind die sozialdemokratischen Parteien, besonders nach dem Ersten Weltkrieg: Im Allgemeinen Wahlapparate, in denen die „AktivistInnen“ eine passive Basis darstellen, das heißt einfach nur Beiträge zahlen, höchstens manchmal am Wahlkampf oder an der „Verwaltung“ der Gewerkschaften und Kooperativen mitarbeiten, in denen die Partei aktiv ist. Diese Parteien haben eine reformistische Strategie angenommen („sozialverräterisch“ durch die Unterstützung der jeweiligen imperialistischen Bourgeoisie im Krieg), die die ArbeiterInnenklasse graduell „erzieht“ und jede revolutionäre Umwandlung der Gesellschaft ablehnt. Die westlichen Kommunistischen Parteien des „Eurokommunismus“ haben in den 70ern auf einen solchen mit den Sozialdemokrat-Innen konform gehenden Kurs gesetzt.

Den anderen Typ Partei – die Partei der ArbeiterInnenavantgarde mit Masseneinfluss – nennen wir „leninistische Partei“, weil wir uns von den Lehren der Bolschewiki inspirieren lassen, die die Russische Revolution, die grandioseste Revolution in der Geschichte der ArbeiterInnenklasse, zum Sieg geführt haben (die später wegen des stalinistischen Klüngels, der sich die Macht aneignete, degenerierte). Die III. Internationale der ersten Jahre und danach die von Trotzki gegründete IV. Internationale haben diese Tradition verteidigt und weiterentwickelt. Es handelt sich um „kommunistische“ Parteien (aufgrund ihres Programms und ihrer Strategie), die die Avantgarde der ArbeiterInnenklasse gruppieren (als aktive und permanente Mitglieder, zehntausende in Momenten des Aufstiegs) und sich vornehmen, Millionen anzuführen. Es sind Parteien, die sich vornehmen, die Gewerkschaften und andere Massenorganisationen „in Friedenszeiten“ anzuführen, die zu Wahlen antreten, aber dies mit der Perspektive der Schaffung einer politischen Führung und revolutionärer Fraktionen in den wichtigsten ArbeiterInnenzentren tun, um sich von dort an die gesamte ArbeiterInnenklasse und die anderen unterdrückten Sektoren der Gesellschaft zu wenden. […] Durch den Aufbau von ArbeiterInnenräten („Sowjets“), die die Grenzen der Industriezweige überschreiten, der Einheitsfront der Parteien im Kampf eine Form geben und sich in Organe der Revolution und der zukünftigen Regierung der ArbeiterInnen verwandeln, muss der revolutionäre Kampf vorangetrieben werden. Der Aufbau solcher Strukturen zielt gleichfalls auf deren eigene Abschaffung ab, in dem Maße, wie der Imperialismus besiegt wird und der Aufbau der sozialistischen Gesellschaft beginnt.

Dieser Unterschied begann sich 1903 aufzuwerfen als der „Bolschewismus“ entstand. Lenin erklärte 1904: „Man darf doch wirklich die Partei als Vortrupp der Arbeiterklasse nicht mit der ganzen Klasse verwechseln. […] Erstens werden keineswegs nur die Organisationen der Revolutionäre, sondern auch eine ganze Reihe von Arbeiterorganisationen, die als Parteiorganisationen anerkannt sind, zu den aktiven Elementen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei gehören. Zweitens: Aus welchem Grunde, kraft welcher Logik soll sich aus der Tatsache, daß wir die Partei der Klasse sind, die Schlußfolgerung ergeben, daß eine Unterscheidung zwischen denen, die der Partei angehören, und denen, die sich der Partei anschließen, überflüssig sei? Ganz im Gegenteil: Gerade weil ein Unterschied im Grad der Bewußtheit und im Grad der Aktivität besteht, muß auch ein Unterschied im Grad der Nähe zur Partei gemacht werden. Wir sind die Partei der Klasse, und deshalb muß fast die gesamte Klasse (und in Kriegszeiten, in der Epoche des Bürgerkriegs, restlos die gesamte Klasse) unter der Leitung unserer Partei handeln, sie muß sich unserer Partei so eng wie möglich anschließen, doch wäre es […] ”šNachtrabpolitik‘, wollte man glauben, daß irgendwann unter der Herrschaft des Kapitalismus fast die gesamte Klasse oder die gesamte Klasse imstande wäre, sich bis zu der Bewußtheit und der Aktivität zu erheben, auf der ihr Vortrupp, ihre sozialdemokratische Partei, steht. Kein vernünftiger Sozialdemokrat hat je daran gezweifelt, daß unter dem Kapitalismus selbst die Gewerkschaftsorganisation (die primitiver, dem Bewußtsein der unentwickelten Schichten zugänglicher ist) außerstande ist, fast die gesamte oder die gesamte Arbeiterklasse zu erfassen. Es würde bedeuten, nur sich selbst zu betrügen, die Augen vor der gewaltigen Größe unserer Aufgaben zu verschließen, diese Aufgaben einzuengen, wollte man den Unterschied zwischen dem Vortrupp und all den Massen, die sich zu ihm hingezogen fühlen, vergessen, wollte man die ständige Pflicht des Vortrupps vergessen, immer breitere Schichten auf das Niveau dieses Vortrupps zu heben. Ja, es bedeutet, die Augen zu verschließen und all dies zu vergessen, wenn man den Unterschied verwischt zwischen denen, die der Partei angehören, und denen, die sich ihr anschließen, zwischen den bewußten und aktiven Mitgliedern und den Helfern.“ [2]

Die Trennung vertiefte sich unüberbrückbar in den folgenden Jahren, besonders beim Ausbruch der imperialistischen Epoche mit ihren brutalen konterrevolutionären (Erster Weltkrieg) und revolutionären (die revolutionäre Nachkriegswelle) Schlägen. In diesen Ereignissen zeigte sich die Notwendigkeit einer demokratisch-zentralistischen Partei für den Kampf, die sich nicht wie die „Massen“-Parteien dem bürgerlichen Regime anpasst. Sowohl in den darauffolgenden Jahrzehnten, bis zum Zweiten Weltkrieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit, als auch in der Periode des revolutionären Anstiegs Ende der 60er und der 70er Jahre, zeigte sich die Differenz dieser beiden Parteitypen erneut, während in ländern mit hauptsächlich bäuerlicher Zusammensetzung „Guerrilla-Partei-Armeen“ entstanden.

Heute übt die politische Praxis in den bürgerlich-demokratischen Regimen einen Druck zur Annahme des ersten Typs von Partei aus. Wenn die Teilnahme an Wahlen sich in die wichtigste Aktivität verwandelt (Elektoralismus), geht die Tendenz dahin, vor allem die eigenen WählerInnen zu organisieren, um mehr Abgeordnete zu bekommen. Der Propagandist, auch wenn er „sektiererisch“ scheint, weil er nur diejenigen organisieren will, die ein „akzeptables“ theoretisch-politisches Niveau haben, wird immer damit einverstanden sein, sich zu Wahlen aufzustellen und „politische Agitation“ zu betreiben […]. Der Syndikalist braucht einen Apparat, der im dabei hilft, seinen Betriebsrat anzuführen, wodurch er am Ende ebenfalls mit dem ersteren „zusammenfließt“. Alle haben etwas gemeinsam, was sie sehr weit vom Aufbau einer „leninistischen“ Partei entfernt: ihre Opposition zum Aufbau wirklicher revolutionärer Fraktionen aktiver Militanz in den Fabriken und Betrieben in der Hitze der breit gefächerten Erfahrungen des Kampfes und der Organisation.

Wie formte sich der Leninismus?

Sehen wir, wie Lenin dies 1919 synthetisiert: „Einerseits ist der Bolschewismus im Jahre 1903 auf der festen Grundlage der marxistischen Theorie entstanden. Daß aber diese – und nur diese – revolutionäre Theorie richtig ist, haben nicht nur die internationalen Erfahrungen des ganzen 19. Jahrhunderts, sondern insbesondere auch die Erfahrungen mit den Irrungen und Wirrungen, mit den Fehlern und Enttäuschungen des revolutionären Denkens in Rußland bewiesen. […] Den Marxismus als die einzig richtige revolutionäre Theorie hat sich Rußland wahrhaft in Leiden errungen, durch ein halbes Jahrhundert unerhörter Qualen und Opfer, beispiellosen revolutionären Heldentums, unglaublicher Energie und hingebungsvollen Suchens, Lernens, praktischen Erprobens, der Enttäuschungen, des Ìberprüfens, des Vergleichens mit den Erfahrungen Europas. Dank dem vom Zarismus aufgezwungenen Emigrantenleben verfügte das revolutionäre Rußland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über eine solche Fülle von internationalen Verbindungen, über eine so vortreffliche Kenntnis aller Formen und Theorien der revolutionären Bewegung der Welt wie kein anderes Land auf dem Erdball.

Anderseits hatte der Bolschewismus, der auf dieser granitnen theoretischen Grundlage entstanden war, eine fünfzehnjährige (1903-1917) praktische Geschichte hinter sich, die an Reichtum der Erfahrung nicht ihresgleichen kennt. Denn kein anderes Land hatte in diesen 15 Jahren auch nur annähernd soviel durchgemacht an revolutionärer Erfahrung, an rapidem und mannigfaltigem Wechsel der verschiedenen Formen der Bewegung: der legalen und illegalen, der friedlichen und stürmischen, der unterirdischen und offenen, der Zirkelarbeit und der Massenarbeit, der parlamentarischen und der terroristischen Form der Bewegung. In keinem anderen Lande war in einem so kurzen Zeitraum ein solcher Reichtum an Formen, Schattierungen und Methoden des Kampfes aller Klassen der modernen Gesellschaft konzentriert gewesen, und zwar eines Kampfes, der infolge der Rückständigkeit des Landes und des schweren Jochs des Zarismus besonders schnell heranreifte und sich besonders begierig und erfolgreich das entsprechende „letzte Wort“ der amerikanischen und europäischen politischen Erfahrungen zu eigen machte.“ [3]

Eine Partei leninistischen Typs durchdenkt und aktualisiert ihr Programm, ihre Taktiken und ihre Strategie ausgehend von einer „festen Grundlage der marxistischen Theorie“, die sie permanent in der Praxis auf die Probe stellt und so den „Erfahrungen mit den Irrungen und Wirrungen, mit den Fehlern und Enttäuschungen“ folgt. Sie hält den Internationalismus für essentiell, um eine „Fülle von internationalen Verbindungen und eine vortreffliche Kenntnis aller Formen und Theorien der revolutionären Bewegung der Welt“ zu erreichen.

Sie interveniert in allen Bereichen des Kampfs (theoretisch, politisch, ökonomisch), um die größte „Fülle an Erfahrungen“ zu erlangen, und stellt sich in jeder Schlacht des Klassenkampfs auf die Probe; sie organisiert systematisch ihre Partei und agiert immer in Funktion der Fortgeschrittensten der realen Erfahrungen der ArbeiterInnen und der Jugend. Das heißt, dass eine Partei, die mit interner Freiheit diskutiert, aber „als eine Faust“ zuschlägt, wenn sie im Klassenkampf und in der politischen Realität interveniert, keine fixen Formen der Organisation hat; die Form muss sich sich den jeweiligen politischen Bedingungen anpassen.

Die Praxis der PTS zielt darauf ab, ihre Organisation auf diesem Weg zu entwickeln, indem sie die Realität der ArbeiterInnenklasse (die in Argentinien historisch peronistisch ist) und der marxistischen Bewegung (die weit entfernt von den zentralen Bataillonen der Industrie und der Dienstleistungen ist) in unserem Land beachtet. Seit ihrer Gründung hatte sich die PTS vorgenommen, in der ArbeiterInnenklasse zu intervenieren und die ökonomischen Kämpfe als „Kriegsschulen“ (Lenin) zu betrachten. In unserer Geschichte wurden Meilensteine des Kampfs in den unterschiedlichsten Situationen und „Bewegungsformen“ erreicht. […]

Auch wenn der Prozess insgesamt aufgrund der akkumulierten Niederlagen auf nationaler und internationaler Ebene bisher langsam war, haben uns diese Meilensteine der Intervention mit einem „Reichtum an Erfahrungen“ versorgt, die uns erlauben, die Herausforderung anzunehmen, ein entscheidender Teil im Aufbau einer wirklichen Partei zu sein. Wir wissen, dass wir dafür noch einige zehntausende ArbeiterInnen- und StudierendenaktivistInnen organisieren müssen: keine „einzelnen“, sondern diejenigen, die hunderte Betriebsräte anführen, mehrere Industrie- und Dienstleistungsgewerkschaften, dutzende Studierendenzentren und -föderationen, die fähig sind, tausende Studierende zu mobilisieren etc. Diese Partei wird aus Fusionen zwischen Sektoren verschiedener Traditionen entstehen, die sich hinter einem Programm und einer revolutionären Strategie vereinen, sei es unter dem Namen PTS oder unter einem neuen Namen. Aber die aktuelle Praxis muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Entstehung dieser Partei so schnell und revolutionär wie möglich vonstatten geht (weil nämlich auch versöhnlerische Parteien jeglicher Art entstehen werden).

Eine „realistische“ Partei

Das klare Ziel des Aufbaus einer „leninistischen“ Kampfpartei vor den Augen zu haben, erlaubt uns, in den vorbereitenden Momenten wie den aktuellen, korrekt auf die Herausforderungen des Klassenkampfs (und seiner politischen Ausdrücke) zu antworten und die „Generäle, Offiziere und Soldaten“ auszubilden, die fähig sein werden, in den Momenten scharfen Klassenkampfs die Schläge der Repression zu besiegen, nicht den „Sirenengesängen“ der VersöhnlerInnen nachzugeben und Zehntausende zu organisieren, um Millionen anzuführen.

EinE Mitte-Links-AktivistIn (und viele, die sich links nennen) wird uns sagen, dass wir phantasieren, dass wir „realistisch“ sein müssen und uns heute darum sorgen sollten, mehr Abgeordnete, mehr Betriebsräte (und sogar Gewerkschaften) und mehr Studierendenzentren zu bekommen. Ein sektiererischer „Marxist“ wird uns sagen, dass der Schlüssel die theoretisch-politische Bildung der „Kader“ ist und wir nicht „degenerieren“ dürfen, indem wir mit der bisher „sehr begrenzten“ realen Erfahrung der Teile der ArbeiterInnenbewegung dialogisieren, die nach links mit der Regierung brechen, oder versuchen, die ArbeiterInnen- und Studierendenavantgarde zu organisieren oder neue Reihen von AktivistInnen gewinnen. Ein Syndikalist wird uns sagen, dass das einzig „Mögliche“ heute die Eroberung und Verteidigung von Betriebsräten und sogar der Kampf um Gewerkschaften ist, aber dass es sehr schwer ist, die linken ArbeiterInnen politisch – weder in klassenkämpferischen Gruppierungen und noch weniger als Parteimitglieder – zu organisieren. Ein „kämpferischer“ Aktivist wird uns sagen, dass das Einzige, was „zählt“, der Kampf ist, wenn es Kämpfe gibt (große oder kleine), dass es keine Vorbereitungsaufgaben gibt. Alle werden sagen, dass sie „realistisch“ sind.

Wir glauben, dass die politische Gegenwart des Landes, wenn wir tief darüber nachdenken, zeigt, dass diese Alternativen nicht „realistisch“ sind, wenn wir siegen und nicht unehrenhaft verlieren wollen. […]

Wenn wir dem nationalen Treffen der PTS vorschlagen, den Kampf für die „Rückeroberung der Gewerkschaften“ aufzunehmen, sind wir uns dessen bewusst, dass wir uns vornehmen, die Gewerkschaftsbürokratie rauszuwerfen, einen „para-staatlichen“ Apparat zu zerschlagen, der uns einen harten Widerstand entgegensetzen wird. Aber wir wissen auch, dass wir einen der Säulen der bürgerlichen Macht in Argentinien angreifen, denn wenn wir es schaffen, sie zu bezwingen und die Energie der ArbeiterInnenklasse freizusetzen, mit einer revolutionären Führung an ihrer Spitze, zumindest in einigen wichtigen Gewerkschaften, um die Reihen der ArbeiterInnenklasse zu vereinen und ein Programm zu erheben, welches auch den Bedürfnissen der armen Bevölkerung Antwort gibt (Arbeit, Wohnung, Gesundheit) – dann können wir den kämpferischen Enthusiasmus von Millionen erwecken und gleichzeitig die „moralische“ Krise der Streitkräfte und der „Sicherheitskräfte“ verschärfen und so ihre repressive Kraft schwächen. In der Synthese: Ohne Gewerkschaftsbürokratie ist die Staatsmacht sehr viel schwächer. Aus diesem Grund führt der Kampf für die „Rückeroberung der Gewerkschaften“ früher oder später zur Frage der Macht.

Die Wege zur Gruppierung der ArbeiterInnenavantgarde

Ausgehend von der „leninistischen“ Konzeption, die wir beschrieben haben, haben wir – in der Hitze des Prozesses des Bruchs von Teilen der ArbeiterInnenbewegung mit dem Kirchnerismus, und des Aufbaus der FIT seit 2011 – zwei grundlegende Ebenen der Organisation vorangetrieben, um revolutionäre Fraktionen in der ArbeiterInnen- (und Studierenden-)Bewegung zu erobern: Einerseits Gruppierungen, die den antibürokratischen und klassenkämpferischen Aktivismus der ArbeiterInnen vereinen, die zusätzlich zur Führung von Betriebsräten (oder dem Kampf dafür) die großen nationalen Themen angehen […]. Andererseits schlagen wir den bewussteren Sektoren dieser Gruppierungen, den GenossInnen, die unsere Presse lesen und politische Aktivitäten mit uns durchgeführt haben, vor, sich der PTS als bewusste revolutionäre AktivistInnen anzuschließen. […]

Wir schlagen vor, ein potentiell mächtiges System der Verzahnungen zu schaffen, wobei jedes Niveau verschiedene Typen von Verbündeten impliziert: kämpferische Gewerkschaften und Betriebsräte, klassenkämpferische Gruppierungen, revolutionäre Partei. Weil der Prozess der politischen Radikalisierung momentan embryonal ist, setzen wir uns partielle Ziele, wie die Eroberung „kämpferischer“ Betriebsräte und Gewerkschaften, die unabhängig von den verschiedenen Flügeln der Gewerkschaftsbürokratie sind, aber wo wir für ein weitergehendes Programm kämpfen, welches in dem Maße, wie es in die Praxis umgesetzt wird und sich weiterentwickelt, zu revolutionären Schlussfolgerungen führt. Der Begriff „kämpferisch“ hat für die PTS eine sehr präzise Bedeutung, denn wir zeichnen uns dadurch aus, jeden Kampf bis zum Ende zu führen und lehnen jeden Doppeldiskurs ab. […]

Die Gruppierungen treiben wir heute mit all denjenigen voran, die sich klassenkämpferisch nennen, die mit dem Aktionsprogramm der PTS übereinstimmen und die FIT als politische Alternative der Klassenunabhängigkeit unterstützen. Auch wenn diese GenossInnen noch keine AktivistInnen der PTS sind, setzen wir darauf, dass sie „aktive Elemente“ der revolutionären Fraktionen sein werden, die wir aufbauen wollen. […] Von diesem Standpunkt aus haben die Gruppierungen einen strategischen Charakter, zusammen mit den direkten Parteimitgliederstrukturen, als Form der Organisation der ArbeiterInnenavantgarde jeder Fabrik und jedes Industriezweigs, nicht als bloße „Hilfsstrukturen“ der Betriebsräte oder der Delegierten. Wir setzen darauf, dass die Entwicklung des Prozesses der Radikalisierung es erlaubt, dass diese GenossInnen sich zukünftig in bewusste AktivistInnen der Partei verwandeln und diese Gruppierungen in die „Zellen“ einer revolutionären Partei.

Die Eroberung einer neuen politischen Position auf nationaler Ebene durch die FIT macht einen revolutionären Wandel in unserer politischen Praxis in der ArbeiterInnenbewegung nötig. Wir müssen definitiv die Etappe überwinden, in der unsere führenden und aktiven ArbeiterInnen (und die Gruppierungen) „Massenpolitik“ in Bezug auf die Kämpfe und „gewerkschaftliche“ Diskussionen machen, und Propaganda (für wenige) über die nationalen (und noch mehr die internationalen) politischen Probleme. Die Möglichkeit, den „revolutionären Parlamentarismus“ aufgehend von den Parlamentssitzen der FIT zu nutzen, erlaubt uns, die Erfahrungen zu systematisieren, die in den verschiedenen Zonen mit Industrie- und DienstleistungsarbeiterInnen gemacht werden, mit regelmäßigen Treffen mit den Abgeordneten der FIT, um die großen nationalen (und internationalen) Themen zu debattieren. Die Gruppierungen haben nur einen Existenzsinn, wenn sie sich nicht darauf beschränken, die Probleme der Fabrik oder des Industriezweigs zu diskutieren und stattdessen mit den ParlamentarierInnen als Schule der politischen Bildung und Weiterentwicklung in Beziehung treten.

In der Studierendenbewegung können wir in ähnlichen Begriffen denken […]. Dennoch steht dort die Aufgabe auf der Tagesordnung, eine enge Beziehung mit der Arbeit der PTS in der ArbeiterInnenbewegung zu etablieren, nicht nur in den Kämpfen, sondern in der täglichen Organisation der Gruppierungen und der Partei. Dies ist eine Bedingung der Qualität für einen „nicht-studentischen“ Aufbau mit einer revolutionären Perspektive.

Wenn wir in den Begriffen der „leninistischen Partei“ denken, können diese Organisationsniveaus nicht voneinander getrennt werden. Kader einer „revolutionären Partei“, die nicht dafür kämpfen, organische Verbindungen mit fortgeschrittenen Sektoren (den Gruppierungen) zu haben, die sich nicht vornehmen, revolutionäre Fraktionen als „materielle und moralische Kraft“ aufzubauen, die das Programm im Kampf gegen unsere FeindInnen durchsetzen können, verdienen diesen Namen nicht.
Ideologischer Kampf

Um eine „feste Grundlage der marxistischen Theorie“ zu erobern, hat die PTS dem ideologischen Kampf, welchen Lenin vor 110 Jahren in „Was tun?“ als fundamental definierte, immer in den Vordergrund gestellt. Die historische Krise des revolutionären Marxismus, in den Augen der breiten Massen mit der monströsen stalinistischen Bürokratie verwechselt, stellt uns nach dem Zerfall der ehemaligen deformierten und degenerierten ArbeiterInnenstaaten vor die Aufgabe, einen systematischen Kampf zu führen, gegen die triumphierende bürgerliche Ideologie, die den Kapitalismus „naturalisiert“ und jeden revolutionären Wandel der Gesellschaft als „utopisch“ verwirft. Die PTS kämpft für die Wiederherstellung des Marxismus und gegen die verschiedenen Ausdrücke der kapitalistischen Ideologie […]. Deshalb hat sie ihre theoretischen Publikationen verfielfacht und die monatliche Zeitschrift „Ideas de Izquierda“ lanciert […], die es geschafft hat, einen Platz in der Intelligenz (insbesondere der linken) zu erobern, indem sie aktuelle Themen, besondere Forschungen und Debatten über verschiedenste Themen kombiniert.

Wir nehmen uns in dieser neuen Etappe vor, das Studium und die theoretisch-politische Bildung der neuen Reihen von ArbeiterInnen und Studierenden zu systematisieren, weil wir eine Mitgliedschaft wollen, die die fundamentalen Werkzeuge des Marxismus kennt, um die Realität besser zu verstehen, bessere interne Debatten zu führen und bessere Antworten auf die leidenschaftliche Aufgabe zu geben, Schritte dahin zu gehen, dass die ArbeiterInnenklasse ihren Charakter als revolutionäres Subjekt im Kampf für eine Gesellschaft ohne AusbeuterInnen und ohne Ausgebeutete wiedererlangt.

 

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