// ArbeiterInnen wehren sich gegen die gewerkschaftsfeindliche Firmenpolitik des US-Riesen. KollegInnen und Jugendliche müssen jetzt gemeinsam Solidarität organisieren! //
Der Kampf für einen Tarifvertrag bei Amazon geht weiter. ver.di hat Streiks für das Vorweihnachtsgeschäft angesagt, also für die Zeit, in der Amazon den größten Umsatz macht. Und auch die Solidaritätsstrukturen sind fest entschlossen, diesen wichtigen Kampf weiter zu unterstützen.
Bei einem Treffen in Frankfurt am Main vom 14. bis zum 16. November trafen sich Solidaritätskomitees aus Kassel und Leipzig und andere Gruppen, die Streikunterstützung organisieren wollen, und schlossen sich zu einem „Netzwerk Streiksolidarität“ zusammen. Sie verabredeten koordinierte Soliaktionen in der Woche vom 15. bis 19. Dezember vor den Werkstoren, an den Universitäten, auf öffentlichen Plätzen und in Betrieben. Außerdem riefen sie zur Gründung weiterer Solidaritätskomitees auf, beispielsweise in Berlin und München. Damit erreicht die Streikunterstützung für Amazon eine neue Ebene – ein notwendiger Schritt um diesen emblematischen Kampf, bei dem es um die Lebens- und Arbeitsbedingungen aller ArbeiterInnen geht, ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.
Der Kampf vor neuen Herausforderungen
Seit nunmehr eineinhalb Jahren kämpfen die Beschäftigten bei Amazon dafür, dass der Tarifvertrag für den Versand- und Einzelhandel auch für sie gilt. An der letzten Streikwoche Ende Oktober beteiligten sich über 2.000 Streikende an fünf von neun Standorten, im Dezember soll ein weiterer Standort hinzukommen.
Auch wenn die Amazon-Führung es nicht zugeben will: Sie spürt den Druck, der durch die Streiks ausgeübt wird. Sie sah sich zu Lohnerhöhungen gezwungen und die Warengruppen wurden neu auf die Versandzentren aufgeteilt, sodass die Zeiten der größten Belastung von Zentrum zu Zentrum stärker variieren. Außerdem wird sich darauf vorbereitet, KundInnen in Deutschland aus Polen und Tschechien zu versorgen.
Deshalb ist es nun umso wichtiger, den Druck noch weiter zu erhöhen. Mehr Standorte müssen sich dem Streik anschließen Die Basis der Streikenden muss sich auch an den aktiven Standorten ausweiten. Dies kann nur gelingen, wenn die Streikenden ihren Kampf selbst in die Hand nehmen und demokratisch über die nächsten Schritte abstimmen. Außerdem muss darüber mit den nichtstreikenden KollegInnen die Diskussion gesucht werden.
Aber der Kampf kann nicht allein durch ökonomischen Druck gewonnen werden. Es ist eine politische Kampagne notwendig, die aufzeigt, dass es sich bei diesem Konflikt um eine richtungsweisende Auseinandersetzung handelt. Sie kann darüber bestimmen, ob multinationale Konzerne das Modell der Prekarisierung, ständiger Ìberwachung und Ìberausbeutung auf andere Sektoren ausweiten können.
Aufgaben der Solidarität
Angesichts dessen muss das „Netzwerk Streiksolidarität“ über den reinen Erfahrungsaustausch hinausgehen und eine solche politische Kampagne zu ihrer zentralen Aufgabe machen. Die koordinierten Soliaktionen sind ein erster Schritt auf diesem Weg.
Außerdem sollte ein Ziel der Streikunterstützung sein, den Kampf bei Amazon mit anderen (Arbeits-)Kämpfen zu verbinden. Auch dafür wurde bei dem Treffen wichtige Grundlagen gelegt, indem man sich darauf verständigte, die anstehenden Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst zu unterstützen. Ebenso erklärte sich das Netzwerk solidarisch mit dem GDL-Streik und gegen das Tarifeinheitsgesetz. Auch die Notwendigkeit einer internationalen Ausweitung wurde diskutiert.
Die Gründung dieses Netzwerks spiegelt die begrüßenswerte Entwicklung in manchen linken Sektoren wider, sich stärker für Kämpfe der ArbeiterInnenklasse zu interessieren. Dies darf aber nicht bei bloßem Interesse und Bekenntnissen stehen bleiben, sondern muss einen Anstoß zur Entwicklung einer politischen Kraft leisten, die dazu beiträgt, die Kämpfe der ArbeiterInnen zu verallgemeinern. Eine Kraft, die den ökonomischen Kampf zum politischen Kampf hebt. Die die KollegInnen in ihrer Selbstorganisation unterstützt – auch gegen den Willen ihrer Gewerkschaftsführungen.
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