Zypern
100.000 beim Generalstreik in Nordzypern
05/03/2011
Beitrag von Suphi Toprak (RIO)
Bereits den zweiten Generalstreik in diesem Jahr erlebte Nordzypern am Mittwoch. Er richtete sich gegen das Sparpaket der Regierung der Türkischen Republik Nordzypern. Gegen den breiten Widerstand der Beschäftigten in dem 250.000 EinwohnerInnen zählenden Gebiet, das 1974 von der Türkei besetzt wurde, sollen unter anderem Gehaltskürzungen für den öffentlichen Dienst, Steuererhöhungen und Privatisierungen durchgesetzt werden. Die Maßnahmen wurden im wesentlichen von der türkischen Regierung in Ankara diktiert.
An der Kundgebung auf dem Inönü-Platz im Nordteil der geteilten Hauptstadt Nikosia/Lefkosa nahmen am Mittwoch etwa 100.000 Menschen teil. Der Generalsekretär der Gewerkschaft |KTÖS, Åžener Elçin, forderte die Türkei auf, Nordzypern in Ruhe zu lassen. Auch ausländische Delegationen, darunter VertreterInnen der türkischen Gewerkschaften KESK und Deri Is, konnten begrüßt werden.
In verschiedenen Behörden und Schulen befinden sich die Beschäftigten seit Anfang 2011 in unbefristeten Ausständen. Am 28. Januar nahmen 50.000 Menschen an einem Generalstreik teil, wobei sich die Proteste insbesondere gegen die Politik Ankaras richteten. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan drohte daraufhin: "Wir bezahlen sie, und sie müssen sich entsprechend verhalten."
Auch in Zypern haben rechte Kräfte gegen den Streik Stimmung gemacht. Serdar Denktas, Sohn des ehemaligen, von Ankara eingesetzten nordzyprischen Staatspräsidenten Rauf Denktas (1974–2005), erklärte, er würde höchstpersönlich jene DemonstrantInnen zusammenschlagen, die Transparente gegen den türkischen Staat tragen würden. In der vergangenen Woche dann wurde die Zentrale der oppositionellen Zeitung Afrika beschossen und auch ein Drohbrief wurde hinterlassen.
von Suphi Toprak, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO), http://www.revolution.de.com